Ende Dezember ist es wieder soweit, dann kommen die Raunächte, eine besondere magische Zeit. Die alten Traditionen werden gerade im Alpenraum immer noch gepflegt, zwar mit christlichem Anstrich, aber immerhin. Die Percht und die Wilde Jagd sind immer noch präsent.

1. Raunächte, Rauhnächte oder Rauchnächte?

Über die Schreibweise der Raunächte gibt es ganz unterschiedliche Ansichten.

Manche schreiben Raunächte, andere Rauhnächte und die dritte Variante sind die Rauchnächte.

Eine einzig wahre und richtige Schreibweise gibt es nicht.

Eine Herleitung des Begriffs bezieht sich auf das mittelhochdeutsche Wort “rûch”, das “haarig” bedeutet. Nun fragst du dich vielleicht, was Haare mit dieser Zeit zu tun haben. Nun, in der Kürschnerei wird heute noch das Wort Rauware oder Rauchware für Felle verwendet, die noch nicht zu Pelzen verarbeitet wurden. Man soll sich hierbei nicht auf die wärmenden Pelze bezogen haben, sondern auf die zottigen Felle, in die sich die Percht auf der Wilden Jagd gehüllt hat.

Eine andere Herleitung bezieht sich auf das Ausräuchern von Haus und Hof. Traditionell hat der Bauer oder der Pfarrer zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag den Hof und die Ställe ausgeräuchert, um den Teufel zu vertreiben. Aber die Geschichten um die Raunächte stammen noch aus der vorchristlichen Zeit und daher bin ich am Zweifeln, ob diese Deutung stimmt. Geräuchert wird aber gerade in ländlichen Gebieten im Alpenraum immer noch.

Mit der Zeit kamen so die unterschiedlichen Schreibweisen zustande und daher ist jede irgendwie richtig.

2. Wann sind denn die Raunächte genau?

Früher hatte man sich bei der Zeiteinteilung am Mond orientiert, aber mit dem gregorianischen Kalender wechselte man im 16. Jahrhundert auf den Sonnenkalender. Dieser hat bekanntlich 365 Tage und ist selbst da ungenau, daher wird alle vier Jahre ein Schalttag eingeschoben.
Der Mondkalender hatte 354 Tage und diese Lücke wurde mit den zwölf Raunächten geschlossen. Dabei gehören sechs Tage zum alten Jahr und sechs Tage zum neuen Jahr und alles hat wieder schön seine Richtigkeit.

Genau wie es bei der Schreibweise unterschiedliche Varianten gibt, gibt es auch die unterschiedlichsten Ansichten, wann die Raunächte beginnen.

Meist beginnen die Raunächte um Mitternacht des 24. Dezember und enden um Null Uhr am 6. Januar. So kommt man auf die zwölf heiligen Nächte.

Andere starten mit den Raunächten am Tag der Wintersonnwende und das ist auch meine Zählweise, denn für mich beginnt diese magisch-mystische Zeit mit der längsten Nacht des Jahres.
Ich zähle dann die zwölf Nächte durch und ende damit auch am 1. Januar.

Eine andere Alternative ist, zwar zur Sonnwende zu starten, aber die Sonn- und Feiertage und Silvester auszulassen, um dann auch wieder gut in den Januar zu kommen.

Welcher Zählweise du nun letztendlich folgst, bleibt dir überlassen.

Am unkompliziertesten ist es, entweder mit mir den Zyklus zur Wintersonnwende zu beginnen oder tatsächlich um Mitternacht des 24. Dezembers. Dann wäre der erste Tag der 25. Dezember und du zählst durch.

In manchen Regionen, gerade im Alpenraum pfeift man auf die zwölf Nächte und reduziert die Raunächte auf vier, nämlich den Tag der Wintersonnwende, den 24. Dezember, Silvester und den 5. Januar, wenn die Perchten durch das Land ziehen. In diesen Nächten wird dann traditionell geräuchert.

Du siehst also, es gibt wie so oft kein Richtig und kein Falsch. Folge der Zählweise, die dich am ehesten anspricht und auch mit deiner Einstellung am besten harmoniert.

Ich begleite dich auch in diesem Jahr wieder gerne durch diese besondere Zeit zwischen den Jahren. Lass uns gemeinsam durch diese mystische Zeit reisen.

3. Räuchern in den Raunächten

Ich habe bereits erzählt, dass in den Raunächten auch viel geräuchert wird. Du kannst an den vier traditionellen Raunächten (Wintersonnwende, 24. Dezember, Silvester und 5. Januar) räuchern oder jeden Tag.

In jedem Fall solltest Du Deine Wohnung oder Dein Haus am 31.12. ausräuchern, um die negativen Energien zu vertreiben und sie nicht mit ins neue Jahr zu nehmen.

Natürlich kannst du zum Räuchern die Klassiker wie Weihrauch, Myrrhe oder Copal verwenden. Aber da in den Herkunftsländern dieser Harze die Raunächte keine Tradition haben, finde ich es keine schlechte Idee, heimische Harze und Kräuter zu verwenden.

Für mich gehören folgende Harze und Kräuter dazu:

  • Salbei: Es stammt zwar nicht ursprünglich aus Mittel- und Nordeuropa, aber er wächst bei mir im Garten und überlebt auch den bayerischen Winter. Damit und mit seiner reinigenden Wirkung hat sich Salbei eindeutig für die Raunächte qualifiziert.
  • Thymian: Da gilt dasselbe wie für Salbei. Thymian hat ebenfalls reinigende Wirkung.
  • Beifuß/Artemisia: Dieses Kraut wird auch gern in der Küche für den traditionellen Gänsebraten verwendet. Beifuß hat eine schützende Wirkung.
  • Wacholder: Hier kannst du die Beeren und die Nadeln verwenden. Wacholder vertreibt negative Energien
  • Fichten-, Tannen- und Kiefernharz: Wenn du Harz im Wald sammelst, dann achte darauf, dass es schon hart und trocken ist. Wenn du weiches vom Baum kratzt, dann verletzt du den Baum wieder. Je dunkler das Harz ist, desto älter ist es, aber auch hier musst Du aufpassen, dass Du den Baum nicht beschädigst. Es ist ok, auch helle, also frische Tropfen von der Rinde zu entfernen, wenn die Rinde nicht beschädigt wird oder das Harz frei hängt.

4. Die Wilde Jagd

Die Wilde Jagd ist ein Geisterzug, der während der Raunächte umgeht.

Je nach Region wird er von Odin, Frau Holle oder der Percht angeführt. Im Gefolge sind wilde Hunde, Ziegen, Schweine und Hasen, die ein Symbol der Fruchtbarkeit sind. In manchen Regionen gehören auch die Seelen von Verstorbenen und Kindern dazu.

In Oberbayern und in Österreich wird die Wilde Jagd auch heute noch als Perchtlauf nachgestellt. Männer ziehen in Zottelfell gehüllt und mit grausigen Masken durch die Straßen. Mit Glocken veranstalten sie einen Höllenlärm, im wahrsten Sinne des Wortes.

Vor allem die Perchtläufe im Januar stehen im Zusammenhang mit Fruchtbarkeit. Die Geister des Winters und des Stillstands sollen vertrieben und die Lebensgeister bei den Pflanzen und Tieren sollen durch den Lärm wieder geweckt werden.

Wenn der Wind pfeift und um die Häuser braust, wenn es draußen stürmt und schneit, dann sind die Percht mit den Geistern unterwegs.

Wehe, wenn die Wilde Jagd auf böse Menschen trifft. Diese haben nichts zu lachen und werden bestraft. Doch auch wenn Du nichts auf dem Kerbholz hast, solltest Du es vermeiden, in den Raunächten allein unterwegs zu sein. Gerade in den Wäldern oder auf dem Land kann es sein, dass Du Percht und ihren Gesellen begegnest. Wenn Du ihnen nicht den nötigen Respekt erweist, dann kann es sein, dass sie Dich einfach mitnehmen.

Während der Raunächte sollte übrigens auch keine Wäsche hängen. Die Wilde Jagd dringt manchmal auch durch die Wände. Wenn sie sich in der Wäsche verheddert und sie zerreißt, dann soll das Unglück bringen. Also lässt Du lieber vorsorglich besser keine Wäsche auf der Leine.

Willst Du die Percht und ihr Gefolge gnädig stimmen, dann stelle eine kleine Opfergabe wie Milch oder etwas zu Essen draußen hin.

Auch 2021 begleite ich dich wieder durch diese magische Zeit… Alle Infos zum Rauhnachtsretreat findest du auf meiner separaten Seite

Und jetzt Du: Wie erlebst Du diese besondere Zeit? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

  

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Ivana